Henrik Matzen | Photographenmeister
6.12.1971 geb. in Hannover
1991-1994 Ausbildung zum Photographen
am Archäologischen Landesmuseum
Schloß Gottorf in Schleswig
Schloß Gottorf in Schleswig
1994 Auszeichnung im Handwerk
1.Landessieger
2.Bundessieger
1995 Stipendium
"Begabtenförderung berufliche Bildung"
1995-1996 Photograph am
Archäologischen Landesmuseum
Entstehung der Dokumentation
"Wikingerhandwerk im Experiment"
1996 Meisterprüfung in Hamburg
1997 Gründung der Photowerkstatt Matzen
1998 Stellvertretender Obermeister
von Schleswig-Holstein
1998-1999 Dozent an der Fotoschule Kiel
2001-2006 freier Assistent im Studio von
Peter Rathmann BFF
2007 verheiratet mit Anna Matzen :-)
2007-2014 Studio in Gut Hohenstein Barkelsby
2012 Mitglied im Kreativ-Netzwerk
2014 Umzug von Studio und Privat
in die Hauptstr. 14 Stafstedt
Artikel aus dem coop Magazin von Elmar Spanehl
AUF DER SUCHE NACH DEM ANDEREN BILD
Interessante Berufe: Fotograf
Wo Beruf und Berufung eins werden: Ein Besuch bei dem Fotografen Henrik Matzen.
Ein bevorzugter Stil? Ein wiederkehrendes Thema? Die Fotos ringsum lassen die Fragen ins Leere laufen. Manche erinnern an die Magie eines Cartier-Bresson, andere präsentieren sich wie Grafiken in Grün, und schaut man auf den Arbeitstisch, wechselt erneut das Sujet, denn die frischen Ausdrucke zeigen eindrucksvoll die Arbeitswelt eines Schmieds. Alles ist darstellbar – die Kunst ist allein das Wie.
„Sicher, jede Situation ist schon x-fach belichtet worden“, sagt Henrik Matzen, „aber nur bei den wenigsten Aufnahmen bleibt das Auge auch hängen.“ Dass Betrachter hängen bleiben, dem Foto einen zweiten, dritten Blick gönnen, dem kurzen Moment eine lange Weile nachsinnen wollen: Darin sieht der gebürtige Hannoveraner den Anspruch, den er an seine Arbeiten stellt. Nicht immer lässt er sich vollkommen einlösen, erschwerte Bedingungen fordern zuweilen ihren Tribut – und doch muss nach Meinung des Mittdreißigers eines bestimmend bleiben: die Suche nach dem anderen Bild.
Museale Einsichten
Die Kamera des Vaters animiert ihn zum Fotografieren – oder besser gesagt: zum Knipsen und Experimentieren. Die frühen Ergebnisse seien zum großen Teil recht enttäuschend ausgefallen, von einer Linie, geschweige denn einer Textur keine Spur. Dennoch bleibt Henrik Matzen der Spielerei mit Licht und Schatten treu und beginnt 1991 eine Ausbildung zum Fotografen am Schloss Gottorf. Gattungen wie Porträt, Natur und Sozialreportage werden hier allerdings nicht bedient – alles dreht sich um das „Still Life“ im Bereich Museum.
Eine für Außenstehende zweifellos tote Materie, die der Einsteiger mit Leben zu erfüllen versucht. Und das mit Erfolg. Sein Lehrer und Mentor erkennt früh das selbstständige Arbeiten des Schülers und lässt ihm weitgehend freie Hand. „Ich habe ihm viel zu verdanken – allem voran das Vertrauen in meine Möglichkeiten.“
1994 dann der Abschluss, wobei er im Rahmen der Gesellenprüfung in Schleswig-Holstein den Landessieg erringt und bundesweit den zweiten Platz belegt. Zwei Jahre später folgt der Meisterbrief. Meister? „Nein, als Meister habe ich mich wirklich nicht gefühlt. Und überhaupt: Wer glaubt, alles zu können, der kann sich auch nicht mehr weiterentwickeln.“
Von der Hektik in die Stille
Henrik Matzen hat sich weiterentwickelt – unter anderem im Bereich der Pressefotografie. Ein Arbeitsfeld, das insbesondere die Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit des Fotografen schult. Zeit für minuziöse Vorarbeit gibt es hier schließlich nicht, Flexibilität vor Ort ist gefragt. Und darin entwickelt er sich in der Tat zu einem kleinen Meister. Sekundenschnell stellt er sich auf die gegebenen Bedingungen ein, unter widrigsten Umständen holt er das Bestmögliche heraus. Und das zu einer Zeit, als die Digitalfotografie noch in den Kinderschuhen steckt und die meisten Fotos weiterhin auf Negativfilm belichtet werden.
Die Pressearbeit schult aber nicht nur seine Flexibilität, sie schlägt ihm auch Brücken zu anderen Einrichtungen und Menschen, die sein gutes Auge schätzen lernen. „Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit sind Kontakte immens wichtig, denn was nützt schon Talent, wenn es sich nicht präsentieren kann.“ Einer dieser Kontakte ist Peter Rathmann. Der vielfach ausgezeichnete Fotograf mit dem Schwerpunkt „Food Style“ bietet ihm eine Assistentenstelle an und mit einem Mal wird es – im schönsten Sinn des Wortes – still um den jungen Mann. Das hoch konzentrierte Arbeiten abseits aller Hektik hinter verschlossenen Türen kommt fast einer Rückkehr in die Studioarbeit der frühen Jahre gleich, mit dem Unterschied allerdings, dass die Still Lifes im Bereich Food ganz neue Herausforderungen stellen. „Ich habe an der Seite dieses überaus erfahrenen Fotografen enorm viel gelernt“, sagt Henrik Matzen, „insbesondere mein Blick auf das Objekt hat sich noch einmal geschärft.“
Und wie verhält es sich mit dem Subjekt, dem Menschen? Es ist der Fotograf Hans Hansen, der ihm auf den Hamburger Mappentagen, einem Gesprächsforum für angehende Fotografen, dieses Sujet nahelegt. Und auch hier lässt sich Henrik Matzen von der etwas anderen Perspektive leiten. Ein besonders eindrucksvoller Wurf gelingt ihm beim Ringeltanz mit einem Mädchen, bei dem er sich ein Einbeinstativ mit Kamera vor die Brust schnallt und den Fernauslöser mit dem Mund betätigt. „Fotos von Tanzenden gibt es unzählige“, sagt er, „der direkte Augenkontakt mit dem Gegenüber aber bleibt dem Betrachter fast immer verwehrt.“
Die nächste Generation
Als stellvertretender Obermeister des Landes im Bereich Fotografie und als freier Dozent des Photo+Medienforums Kiel steht Henrik Matzen auch im Austausch mit der nachwachsenden Generation. Er attestiert ihr eine enorme Flexibilität und Experimentierfreude, gibt aber zu bedenken, dass viele der jungen Leute noch zu ungeduldig ans Werk gehen. Zweifellos auch eine Begleiterscheinung des digitalen Zeitalters: Die Entstehung des Fotos hat sich, technisch betrachtet, enorm verkürzt – mit dem fatalen Effekt, dass das einzelne Lichtbild als Kunstform oft nicht mehr mit der angemessenen Wertschätzung behandelt und betrachtet wird. Insbesondere das Verständnis für das Foto als inhaltliches Medium, so seine Überzeugung, gehe auf diese Weise verloren.
Ein Rat zum Schluss: Bevor man sich für eine Ausbildung zum Fotografen entscheidet, sollte man nach Möglichkeit Praktika bei verschiedenen Profis machen. Denn je vertrauter man mit individuellen Arbeitstechniken und Genres wird, umso mehr vertraut man auch den eigenen Fähigkeiten und bekommt zudem ein Gespür dafür, welcher Bereich am besten zu einem passt.
espail
Ein bevorzugter Stil? Ein wiederkehrendes Thema? Die Fotos ringsum lassen die Fragen ins Leere laufen. Manche erinnern an die Magie eines Cartier-Bresson, andere präsentieren sich wie Grafiken in Grün, und schaut man auf den Arbeitstisch, wechselt erneut das Sujet, denn die frischen Ausdrucke zeigen eindrucksvoll die Arbeitswelt eines Schmieds. Alles ist darstellbar – die Kunst ist allein das Wie.
„Sicher, jede Situation ist schon x-fach belichtet worden“, sagt Henrik Matzen, „aber nur bei den wenigsten Aufnahmen bleibt das Auge auch hängen.“ Dass Betrachter hängen bleiben, dem Foto einen zweiten, dritten Blick gönnen, dem kurzen Moment eine lange Weile nachsinnen wollen: Darin sieht der gebürtige Hannoveraner den Anspruch, den er an seine Arbeiten stellt. Nicht immer lässt er sich vollkommen einlösen, erschwerte Bedingungen fordern zuweilen ihren Tribut – und doch muss nach Meinung des Mittdreißigers eines bestimmend bleiben: die Suche nach dem anderen Bild.
Museale Einsichten
Die Kamera des Vaters animiert ihn zum Fotografieren – oder besser gesagt: zum Knipsen und Experimentieren. Die frühen Ergebnisse seien zum großen Teil recht enttäuschend ausgefallen, von einer Linie, geschweige denn einer Textur keine Spur. Dennoch bleibt Henrik Matzen der Spielerei mit Licht und Schatten treu und beginnt 1991 eine Ausbildung zum Fotografen am Schloss Gottorf. Gattungen wie Porträt, Natur und Sozialreportage werden hier allerdings nicht bedient – alles dreht sich um das „Still Life“ im Bereich Museum.
Eine für Außenstehende zweifellos tote Materie, die der Einsteiger mit Leben zu erfüllen versucht. Und das mit Erfolg. Sein Lehrer und Mentor erkennt früh das selbstständige Arbeiten des Schülers und lässt ihm weitgehend freie Hand. „Ich habe ihm viel zu verdanken – allem voran das Vertrauen in meine Möglichkeiten.“
1994 dann der Abschluss, wobei er im Rahmen der Gesellenprüfung in Schleswig-Holstein den Landessieg erringt und bundesweit den zweiten Platz belegt. Zwei Jahre später folgt der Meisterbrief. Meister? „Nein, als Meister habe ich mich wirklich nicht gefühlt. Und überhaupt: Wer glaubt, alles zu können, der kann sich auch nicht mehr weiterentwickeln.“
Von der Hektik in die Stille
Henrik Matzen hat sich weiterentwickelt – unter anderem im Bereich der Pressefotografie. Ein Arbeitsfeld, das insbesondere die Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit des Fotografen schult. Zeit für minuziöse Vorarbeit gibt es hier schließlich nicht, Flexibilität vor Ort ist gefragt. Und darin entwickelt er sich in der Tat zu einem kleinen Meister. Sekundenschnell stellt er sich auf die gegebenen Bedingungen ein, unter widrigsten Umständen holt er das Bestmögliche heraus. Und das zu einer Zeit, als die Digitalfotografie noch in den Kinderschuhen steckt und die meisten Fotos weiterhin auf Negativfilm belichtet werden.
Die Pressearbeit schult aber nicht nur seine Flexibilität, sie schlägt ihm auch Brücken zu anderen Einrichtungen und Menschen, die sein gutes Auge schätzen lernen. „Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit sind Kontakte immens wichtig, denn was nützt schon Talent, wenn es sich nicht präsentieren kann.“ Einer dieser Kontakte ist Peter Rathmann. Der vielfach ausgezeichnete Fotograf mit dem Schwerpunkt „Food Style“ bietet ihm eine Assistentenstelle an und mit einem Mal wird es – im schönsten Sinn des Wortes – still um den jungen Mann. Das hoch konzentrierte Arbeiten abseits aller Hektik hinter verschlossenen Türen kommt fast einer Rückkehr in die Studioarbeit der frühen Jahre gleich, mit dem Unterschied allerdings, dass die Still Lifes im Bereich Food ganz neue Herausforderungen stellen. „Ich habe an der Seite dieses überaus erfahrenen Fotografen enorm viel gelernt“, sagt Henrik Matzen, „insbesondere mein Blick auf das Objekt hat sich noch einmal geschärft.“
Und wie verhält es sich mit dem Subjekt, dem Menschen? Es ist der Fotograf Hans Hansen, der ihm auf den Hamburger Mappentagen, einem Gesprächsforum für angehende Fotografen, dieses Sujet nahelegt. Und auch hier lässt sich Henrik Matzen von der etwas anderen Perspektive leiten. Ein besonders eindrucksvoller Wurf gelingt ihm beim Ringeltanz mit einem Mädchen, bei dem er sich ein Einbeinstativ mit Kamera vor die Brust schnallt und den Fernauslöser mit dem Mund betätigt. „Fotos von Tanzenden gibt es unzählige“, sagt er, „der direkte Augenkontakt mit dem Gegenüber aber bleibt dem Betrachter fast immer verwehrt.“
Die nächste Generation
Als stellvertretender Obermeister des Landes im Bereich Fotografie und als freier Dozent des Photo+Medienforums Kiel steht Henrik Matzen auch im Austausch mit der nachwachsenden Generation. Er attestiert ihr eine enorme Flexibilität und Experimentierfreude, gibt aber zu bedenken, dass viele der jungen Leute noch zu ungeduldig ans Werk gehen. Zweifellos auch eine Begleiterscheinung des digitalen Zeitalters: Die Entstehung des Fotos hat sich, technisch betrachtet, enorm verkürzt – mit dem fatalen Effekt, dass das einzelne Lichtbild als Kunstform oft nicht mehr mit der angemessenen Wertschätzung behandelt und betrachtet wird. Insbesondere das Verständnis für das Foto als inhaltliches Medium, so seine Überzeugung, gehe auf diese Weise verloren.
Ein Rat zum Schluss: Bevor man sich für eine Ausbildung zum Fotografen entscheidet, sollte man nach Möglichkeit Praktika bei verschiedenen Profis machen. Denn je vertrauter man mit individuellen Arbeitstechniken und Genres wird, umso mehr vertraut man auch den eigenen Fähigkeiten und bekommt zudem ein Gespür dafür, welcher Bereich am besten zu einem passt.
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